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Düngen & Boden

Gesunder Boden als Grundlage gesunden Lebens

Wenn Sie das nächste Mal in einen Apfel beißen, denken Sie doch auch einmal an den Boden, der zu seinem Wachstum beigetragen hat. Böden spielen für uns eine wichtige Rolle, nicht nur für das Wachstum eines Apfels, sondern auch für unsere eigene Gesundheit und Zukunft. Was versteht man unter einem gesunden Boden? Ein gesunder Boden … Weiterlesen

Wenn Sie das nächste Mal in einen Apfel beißen, denken Sie doch auch einmal an den Boden, der zu seinem Wachstum beigetragen hat. Böden spielen für uns eine wichtige Rolle, nicht nur für das Wachstum eines Apfels, sondern auch für unsere eigene Gesundheit und Zukunft.

Was versteht man unter einem gesunden Boden?

Ein gesunder Boden ist ein lebendiges, dynamisches Ökosystem. Es ist von unzähligen Organismen bevölkert, die viele lebenswichtige Funktionen erfüllen. Dazu gehören die Umwandlung von abgestorbener organischer Substanz und von Mineralien in Nährstoffe, die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten, von Insekten und von Unkräutern, die Verbesserung der Bodenstruktur, so dass mehr Wasser und Nährstoffe aufgenommen werden können und schließlich die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit.
Gemeinsam unterstützen so die Bodenlebewesen biologische Aktivitäten einschließlich der Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen.

In natürlicher Umgebung bilden Pflanzen Beziehungen zu Bodenorganismen im Bereich ihrer Wurzeln aus, um Wasser, Nährstoffe und Schutz vor einigen Krankheitserregern zu erhalten. Im Gegenzug ernähren die Pflanzen diese Organismen.

Um dieses gesunde Zusammenspiel zu unterstützen, ist die Versorgung der Organismen mit organischem Material, z. B. durch Mulchen, notwendig. So können die Organismen Nährstoffe erzeugen, die wiederum Pflanzen ernähren.
Mulch bietet darüber hinaus einen schützenden Lebensraum für das Bodenleben, hält den Boden locker, verhindert die Erosion des Oberbodens durch Wind und Regen und reduziert das Austrocknen durch Verdunstung.

Bisher galt die Lehrmeinung, dass Pflanzen allein durch Mineralsalze ernährt werden können. Im Gegensatz dazu existiert die These vom Kreislauf des Lebendigen. Diese postuliert, dass vergehende organische Substanz nicht notwendigerweise bis in ihre Mineralstoffe zerlegt wird, sondern dass bereits ihre Zellbestandteile von Pilzen und Pflanzen aufgenommen und so wiederverwendet werden können. Pflanzen können Zellbestandteile nicht nur aufnehmen, sondern brauchen diese auch für ein gesundes Wachstum. Ein Beispiel dafür ist ein Ficus benjaminii in meinem Büro, der nach Jahren in Hydrokultur trotz Flüssigdüngung zunehmend kümmerte. Nach kurzer Zeit in Pflanzerde fing er an, neu zu treiben und ist zwischenzeitlich ein beeindruckender, kerngesunder Baum geworden.

Dieser Theorie folgend setze ich ab und an dem Gießwasser meiner Zimmerpflanzen und Orchideen pürierte Blätter von Wildkräutern wie Löwenzahn, Breitwegerich, Giersch, Gundermann u.a. zu. Sie danken es mir mit einem erstaunlichen Wachstum.

Auswirkungen gesunder Böden auf die Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen

Der größte Anteil unserer Nahrungsmittel wird direkt oder indirekt auf unseren Böden erzeugt. Böden sind damit die Grundlage unserer Landwirtschaft und unseres Ernährungssystems. Sie sind das Medium, in dem fast alle Pflanzen wachsen.

Gesunde Böden mit ihrem Ökosystem sind so die Grundlage für gesunde Pflanzen, die wiederum Menschen und Tiere ernähren. Die Qualität des Bodens steht damit in direktem Zusammenhang mit der Qualität und Quantität der Lebensmittel.

Forscher fanden heraus, dass Früchte aus biologischem Anbau in der Regel mehr Vitamine, mehr Aromen und mehr Antioxidantien im Vergleich zu Früchten aus konventionellem Anbau enthalten. Ursache hierfür sind die oben genannten Faktoren, die nur in einem gesunden Boden vorkommen.

Einige der zum Leben benötigten Nährstoffe können Tiere und Menschen nicht selbst erzeugen. Sie müssen über die Nahrung aufgenommen werden, zum Beispiel Omega-3-Fettsäuren. Fisch ist aber nur dann reich an Omega-3-Fettsäuren, wenn der Fisch Algen und Mikroben gefressen hat, die diese Öle herstellen. Der Fisch selbst produziert diese Verbindungen nicht.
Ein anderes Beispiel ist das für uns essentielle Vitamin B12, das Pflanzen nur aufbauen können, wenn sie Kobalt zur Verfügung haben.

Damit ist der Anbau von Lebensmitteln eine Frage der öffentlichen Gesundheit geworden, in der dem Boden eine entscheidende Rolle zukommt. Durch die Art unserer Bodenbewirtschaftung haben Obst und Gemüse seit den 1970er Jahren an Nährwert verloren. Der Grund dafür liegt – oder eigentlich nicht mehr – im Boden.

Ursachen für unsere kranken Böden und deren Auswirkungen auf unsere Gesundheit

Durch den Einsatz von Pestiziden und Fungiziden töten wir nicht nur die Ungeziefer und Krankheiten, sondern auch viele nützliche Bodenorganismen, die ja für einen dauerhaft gesunden Boden sorgen. Damit sind die Kreisläufe im Boden schwerwiegend gestört bzw. ausgeschaltet.

Durch den Einsatz von Kunstdüngern wird in die Beziehung von Pflanzen und Bodenorganismen eingegriffen, was zu reduzierter Versorgung mit Mikronährstoffen und zu geringerem Schutz vor Krankheiten führt.

Weiterhin werden durch eine übermäßige mechanische Bodenbearbeitung Bodenpilze geschädigt, die eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen, wie zum Beispiel Zink, spielen. Dabei ist Zink für alle Lebewesen ein essentieller Mikronährstoff.

Seit wir die Kriterien für unsere Pflanzen von Nährwert und Geschmack auf Ertrag, Haltbarkeit und Aussehen geändert haben und wir sie mit Kunstdünger ernähren, sind sie unnatürlich groß geworden. Ihnen fehlen wichtige Mineralien und Spurenelemente, die einst von gesunden Böden kamen. Zinkmangel betrifft heute schätzungsweise ein Drittel der Weltbevölkerung.
Es gibt Versuche, die zeigen, dass eine einseitige Boden- und Pflanzenernährung über Kunstdünger „zu einem Sortenabbau und zur Unfruchtbarkeit im Tierstall“ führen (Hans Peter Rusch). Über die These des Kreislaufs des Lebendigen ist weiterhin anzunehmen, dass sich die dadurch verursachte verminderte Gesundheit von Pflanzen auf Tieren und über die Nahrungskette auf unsere Gesundheit überträgt.
Parallel dazu wurden wir übergewichtiger und unsere Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Krebs, Herzkrankheiten und Allergien haben zugenommen.

Ausblick auf eine nachhaltige Zukunft

Gesunde Böden sind einer der Hauptfaktoren für die Zukunft des menschlichen Lebens auf der Erde. Sie unterstützen Prozesse, die uns Nahrung, Energie und Wasser liefern. Gesunde Böden tragen zur Eindämmung des Klimawandels bei, indem sie Kohlenstoff binden oder sogar einlagern.

Um die benötigten landwirtschaftlichen Produktionskapazitäten zu erhalten, benötigen wir gesunde Böden. Dies bedeutet eine nachhaltige Bewirtschaftung. Dazu ist eine ganzheitliche Landwirtschaftspraxis notwendig, die die Gesundheit der Agrarökosysteme fördert und verbessert, und eine Landwirtschaftspraxis, die sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltig ist.

Nur durch einen sorgfältigen Umgang mit unseren Böden können wir sie bewahren und die Ernährung der Weltbevölkerung langfristig sichern. Wir können täglich entscheiden, was wir essen und wo wir es kaufen.

Zitat

Hans Peter Rusch: Bodenfruchtbarkeit, 8. Auflage, Organischer Landbau Verlag Kevelaer, 2014.

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