Kompostwurm

Düngen & Boden

Das Leben im Boden:

Die Macher fruchtbarer Böden

Wussten Sie, dass der größere Teil der Lebewesen auf unserer Erde, sowohl anzahlmäßig als auch von der Masse her betrachtet, unter der Erde, also im Boden lebt und dort die Kreisläufe des Lebens in Schwung hält? So schätzt man, dass 80% der Biomasse auf unserer Erde im Boden lebt. In ihrer Vielzahl halten diese Lebewesen die Bodenpartikel zusammen, belüften den Boden durch Hohlräume, sorgen für eine gute Wasserführung des Bodens, versorgen Pflanzen mit Nährstoffen, halten Krankheitskeime in Schach, bauen abgestorbenes organisches Material ab und wandeln Stickstoff aus der Luft in pflanzenverfügbare Formen um. In dieser Gesamtheit lässt sich der Boden als „lebendes Gewebe“ beschreiben, mit dem sehr sorgsam umgegangen werden muss. Unter anderem, weil die meisten dieser Lebewesen Sauerstoff zum Atmen benötigen und ein Wenden des Bodens für viele unter ihnen den sicheren Tod bedeutet.

Analog zu den Lebewesen auf der Erde lassen sich die Lebewesen im Boden in Bodenflora und –fauna unterteilen.

 

Die Bodenflora

Zur Bodenflora zählen Bakterien, Algen, Pilze und Flechten.

Bakterien sorgen dabei für die Umwandlung und Bindung des Luftstickstoffs im Boden und für den Abbau toten organischen Materials.

Pilze, von denen wir meistens nur die sich überirdisch entwickelnden Fruchtkörper kennen, lassen sich in 3 wesentliche Klassen unterteilen:

Saprotrophe Pilze, wie zum Beispiel Hefen oder die Edelfäule, leben in toter organischer Substanz und nutzen diese als Nahrung.

Symbiotische Pilze, wie zum Beispiel Trüffel oder Steinpilze, leben mit Algen oder höheren Pflanzen in Symbiose.

Parasitäre Pilze, zum Beispiel  echter Mehltau oder Rost, leben zu Lasten anderer Lebewesen (Pflanzen, Tiere oder andere Pilze) und verursachen verschiedene Krankheiten. Hallimasche sind schwere Schädlinge für den Wald.

Obwohl sie nicht zur Bodenflora gezählt werden, spielen Pflanzenwurzeln eine wichtige Rolle im Boden. Sie strukturieren den Boden und  versorgen Mikroorganismen und Wurzelpilze mit Photosyntheseprodukten (Zuckern). Abgestorben sind Wurzeln Nahrung für saprotrophe Pilze.

Pilze sind nach den Insekten die vielfältigste Gruppe von Lebewesen. In einem Hektar Waldboden können über 250 Arten mit einem Gesamtgewicht von 2 bis 3 Tonnen vorkommen. Sie bestehen aus fadenförmigen Zellen, den Hyphen, die im Boden weit verzweigt sind und sich über hunderte von Hektar erstrecken können. Der Pilz ernährt sich dabei über Verdauungsenzyme, die sich am Ende der Hyphen befinden. Oberirdisch sichtbar sind lediglich die Fruchtkörper.

Bäume leben in Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen und können über deren Geflecht, das pro Quadratmeter eine Länge von 10.000 km aufweisen kann, miteinander kommunizieren.

Mit ihrem Myzel, das sich über hunderte von Hektar erstrecken kann, gehören Pilze zu den größten Lebewesen unserer Erde.

 

Die Bodenfauna

Zur Bodenfauna gehören alle Lebewesen des Bodens, vom Einzeller bis zu kleinen Säugetieren.

Genauso wie der Bodenflora kommt auch der Bodenfauna durch die Zerkleinerung und Zersetzung von abgestorbenen Pflanzenresten und Tierleichen eine wichtige Rolle zu. Darüber hinaus sorgen sie für eine Durchmischung, Durchlüftung und Lockerung des Bodens. Die Lebewesen des Bodens werden nach ihrer Größe in vier Kategorien unterteilt:

  • Mikrofauna (< 0,2 mm): Amöben, Ciliaten, Fadenwürmer,
  • Mesofauna (< 2 mm): Milben, Springschwänze
  • Makrofauna (< 20 mm): Asseln, Spinnen, Regenwürmer, Käfer und andere Insekten
  • Megafauna (> 20 mm): Wirbeltiere wie Maulwürfe, Wühlmäuse und Spitzmäuse.

Die Mikrofauna übernimmt dabei die Funktion der Mineralisierung, also die Freisetzung und den Umbau von Mineralien, während die Mesofauna für kleinräumiges Durchwühlen und Durchmischen des Bodens und die Zersetzung von Streu sorgt. Makro- und Megafauna hingegen sind für das großräumige Durchmischen des Bodens und die Bildung von Aggregaten verantwortlich. So spielen alle Lebewesen im Boden bei der Kompostierung und Humusbildung eine wichtige Rolle.

 

Regenwürmer für fruchtbare Böden

Zu  den bekanntesten Tieren im Boden zählen die Regenwürmer, die bis zu 10 Jahre alt werden können. In gesunden Böden leben etwa 1 – 5 Tonnen Regenwürmer je Hektar. Optimale Lebensbedingungen findet der Regenwurm bei etwa 25° Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 60-80%. Trockenheit, Frost und Nässe vertragen Regenwürmer nicht. Quecksilber, Ammoniak, Salze (Kunstdünger) und Schwermetalle, aber auch Sonnenlicht, sind für die Regenwürmer tödlich.

Regenwürmer ernähren sich von im Zerfall befindlichen organischen Abfällen, wie Kompost, Mist, Streu und Holzresten, aber auch von Algen, Einzellern, Bakterien und Pilzmyzelien. Ihre Nahrung nehmen Regenwürmer mit Erde auf und stoßen sie in Form von Häufchen wieder aus. Diese Kothäufchen weisen eine stabilere Struktur als der umliegende Boden auf, sind reich an Ton-Humus-Komplexen und Stickstoff und beinhalten sehr aktive Bakterienpopulationen.  Eine mittlere Menge Regenwürmer von 1200 kg je Hektar schleust jährlich 250-300t Erde durch ihren Darm. Die Würmhäufchen, die nur zu 10-30% an der Oberfläche sichtbar sind, enthalten 11 mal mehr Kalium, 7 mal mehr Phosphor, 5 mal mehr Stickstoff, 2,5 mal mehr Magnesium und 2 mal mehr Calcium als der umliegende Boden.

Durch ihre Röhren sorgen Regenwürmer für die Durchlüftung des Bodens und für eine gute Wasserführung, insgesamt für eine Verbesserung der physikalischen, biologischen und chemischen Eigenschaften des Bodens. Regenwürmen schreibt man einem positiven Einfluss auf den Schutz von Wurzeln vor Nematoden zu. Weiterhin begünstigen sie die Produktion von wachstumsstimulierenden Hormonen im Boden und Hormonen, die die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegenüber Parasiten und Trockenheit stärken. Dabei ist allerdings noch nicht klar, ob Regenwürmen diese Hormone selbst erzeugen oder Mikroorganismen dazu anregen.

Durch ihren großen Beitrag zur Qualität des Bodens, zu den Kreisläufen des Lebens und dem Wasserkreislauf rücken Regenwürmer zunehmend in das Interesse der Wissenschaft.

 

Vier einfache Schritte für fruchtbaren Boden im eigenen Garten

Dank des Bodenlebens können wir mit einfachen Mitteln in unserem eigenen Garten im Laufe der Jahre einen fruchtbaren Boden schaffen und erhalten:

  • Mulchen des Bodens: eine dauerhafte Mulchschicht ernährt das Bodenleben und schützt den Boden vor Austrocknen.
  • Schonung des Bodenlebens durch Verzicht auf Wenden des Bodens: Die Beschränkung auf Bodenbelüftung durch Lockerung des Bodens, zum Beispiel mit einer Doppelgrabegabel, schont das Leben im Boden und erhält damit die biologischen Kreisläufe funktionsfähig.
  • Versorgung des Bodens mit fruchtbarem Kompost: Gehäckselte Gartenabfälle können zusammen mit Küchenabfällen kompostiert werden. Einstreuen von Bentonit und Algenkalk fördert die Bildung von Ton-Humus-Komplexen durch Regenwürmer. Ein auf diese Weise geführter Kompost ist in unserem Garten nach 1-2 Jahren ohne Umsetzen feinkrümelig und kann verwendet werden.
  • Erhalt des Bodenlebens durch Verzicht auf Kunstdünger und Agrargifte aller Art.


Weiterführende Literatur und Quellen:
Asselineau, E., Domenech, G.: Les Bois Raméaux Fragmentées, Editions du Rouergue, Rodez, 2007.
Wikipedia unter den Stichwörtern „Edaphon“ und „Regenwürmer“. Pfiffner, Lukas: Merkblatt Regenwürmer, Forschungsinstitut für biologischen Landbau , Frick, Schweiz, 2013.
Kreuter, Dr. Thomas: Zehn Tonnen Leben pro Hektar, DLZ Agrarmagazin, November 2009, S112ff.

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