Als passionierter Gärtner kann man sich kaum vorstellen, seinen Garten, den man tagaus tagein pflegt, allein zu lassen. Sorge um seine Schützlinge steht da wohl im Vordergrund.
Und dennoch, nachdem man alles versorgt, gegossen und nochmals gedüngt, die Kübelpflanzen zusammengestellt und eine nette Nachbarin ausführlich instruiert hat, wagt man es dann doch, schweren Herzens alles alleine zu lassen.
Doch kaum unterwegs, den Abschied vom Garten hinter sich lassend, macht sich eine wohltuende Erleichterung breit, darüber, mal für einige Zeit nicht dafür verantwortlich zu sein, nicht dies oder das tun zu müssen.
Anderes kennen lernend, Neues in sich aufsaugend, ohne Pflichten in einem Straßencafé sitzend, die Seele baumeln lassend, dem bunten Treiben zuschauend, Passanten, Straßenmusikanten, Marktbeschicker oder Stadtführer beobachtend, am Kaffee nippend, sich unterhaltend oder still das Geschehen beobachtend, das entspannt und distanziert vom Alltag.
Weg zu sein von allem und unseren Alltag aus der Distanz zu betrachten, hilft uns, das Alltägliche in anderem Licht zu sehen, neu zu bewerten und gegebenenfalls zu korrigieren.
Von der Distanz gestärkt und mit frischem Mut nehmen wir dann unseren Platz wieder ein, gehen neugierig und gespannt durch unseren Garten, sehen Dinge, die wir vorher nicht wahrgenommen haben, freuen uns an dem, das uns durch seine Entwicklung überrascht und ist enttäuscht über das, was sich in dieser Zeit verabschiedete. Aber vielleicht bedurfte es nur noch des Schicksals, uns von dem zu trennen, was schon zuvor nicht mehr recht wollte …